Oasenzauber
Es war einmal eine Prinzessin, eine Schöne von Gestalt und Geiste, anmutig und klug, fürsorglich und hilfsbereit. Ihr lag das Gute in dieser Welt sehr am Herzen und sie gab und nahm immer im Einklang mit der Natur.
Sie lebte in Osakur Al Bebu, einem kleinen Einod in der Wüste. Die vorbeiziehenden Karawanen legten am liebsten hier Ihre Ruhepausen ein, da die Prinzessin berühmt war für ihre Gastlichkeit. In ihren Gärten wuchsen die schmackhaftesten Früchte und Gemüse der ganzen Sahara: Fenchel, Artischocken, Radicchio, Stangensellerie, Minze, Koriander, Zitronen und vieles mehr. Die Beduinen brachten köstlichen Gastgeschenke: Bestes Olivenöl, geröstetes Sesamöl, Zatar, Salz, Pfeffer, Couscous und Mandeln.
Die Prinzessin mit Namen Labela bereitete immer freitags ihren berühmten Oasenzauber zu.
Lange hatte sie sich erhofft, hierdurch Ihren Prinzen zu finden, doch leider war er bis heute noch nicht dabei. Trotz all der Liebe, die in diesem Oasenzauber steckte, ward Ihr Hoffen noch nicht erfüllt. Die Karawanen lobpreisten sie und hofften, es mögen noch Monde vergehen, bis sie ihn fände, so dass sie auch weiter in den Genuss der Oasenmorgana kamen.
Doch eines Tages war es soweit. Kompatema war ein stattlicher Prinz hohen Wuchses, mit vollem Bart und warmen, tollkühnen braunen Augen. Als er Labela zum ersten Mal erblickte, durchdrangen ihn die Pfeile Amors und er lag ihr zu Füssen. Zwar fand Labela Ihren kühnen Verehrer anfangs angenehm, dennoch verspürte sie keine Leidenschaft.
Sodann machte sie sich auf den Weg, ihren Oasenzauber zuzubereiten: Einen großen Topf aufs Feuer, eine Tasse Wasser, Würfelchen aus Stangensellerie, eine Hand voll Rosinen, 1 TL Zatar (Sesam Thymian Mischung),
eine Brise Salz und 1 TL Ras-el-Hanout zum Kochen bringen
und eine Tasse Couscous hinzugeben.
Mit einem Deckel bedecken, kurz köcheln lassen und nach 2 Minuten vom Feuer nehmen und quellen lassen. Die Artischocken schälen, in hauchdünne Scheiben schneiden und in Zitruswasser vor dem Erbräunen schützen. Den Radicchio vom Strunk befreien, in lauwarmem Wasser waschen und in zarte Streifen schneiden. Minze und Koriander waschen und ebenfalls in dünne Streifen schneiden.
Sobald das Couscous fertig ist, alles zusammen in eine Schüssel geben, mit bestem Olivenöl, etwas geröstetem Sesamöl, dem Saft einer halben Zitrone, Minze, Koriander, gehackten Mandeln
und Salz sowie Pfeffer nach Geschmack vollenden.
Als der Muezzin vom naheliegen Minarett die Worte „Allahu akbar“ verkündete, gewannen diese Worte zudem an Bedeutung: nach dieser gelungenen Komposition des Oasenzaubers hatte Labela in den Augen des jungen Kompatema das lodernde Feuer seiner Leidenschaft erkannt. Nun verspürte auch sie, wie es in ihr aufflackerte, leise doch bestimmt.
Allora mia Labela, a tavola, si mangia!
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