G&F-Warenexpress: Bergkonfitüre vom Rosenapfel

Wir sind in den Sibillinischen Bergen unterwegs und kommen gerade von der pastabegeisterten Familie Luciani aus San Ginesio (s. Blogbucheintrag vom 02. Mai).

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Nun sind wir auf dem Weg nach Amandola zu Sabina und ihrer kleinen Berg-Apfelplantage, auf dem sie mit ihrem Mann Massimo den seltenen Rosenapfel – den Mela Rosa- anbaut. Diese robuste und alte Apfelsorte gedeiht seit jeher besonders gut im gebirgigen Klima der Marken zwischen 450 und 900 Höhenmetern und wurde als eines der wenigen Presidi von Slow Food Italia aufgenommen. Bei einem Presidio handelt es sich um ein besonders schützens- und erhaltenswertes Gut, das dem Erhalt lokaler Vielfalt und des örtlichen Ökosystems dient.Die Apfelsorte wurde kaum mehr angebaut und war kurz davor, vollständig in Vergessenheit zu geraten. Sabinas Mann Massimo hatten wir bereits auf kleinen Regio-Messe in Fermo kennen gelernt, wo wir mit schmatzenden Backen die köstliche Konfitüre des kleinen landwirtschaftlichen Betriebes, einer azienda agricola, nach Großmutters Rezept kosten durften.

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Aber erst einmal verfahren wir uns. Herrschaftszeiten, ich frage mich, wozu man sich das aktuellste Navi herunterlädt, wenn es einen mitten in die Stadt führt, anstatt mit schnarrender Stimme sofort zuzugeben: Es tut mir leid – stop – ich habe keinen Schimmer wo ihr hinwollt – stop – Viel Glück. Nun gut, auch der gesunde Menschenverstand hätte Giuseppe und mir signalisieren können, dass es eher unwahrscheinlich ist, einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Apfelplantagen mitten in einem belebten Ortszentrum anzusiedeln. Nach einem Aufklärungstelefonat mit Sabina fahren wir dann aber wieder zurück aufs Land und sind entzückt. Wir können uns nicht sattsehen an der explodierenden Natur, an dem intensiven Grün in allen Schattierungen, den Bergkämmen und den langen Wiesenblumenteppichen. Unter uns schillert tiefgründig ein Stausee und kein Industriegebiet, keine Bausünde stört das Auge des Betrachters, als wir schließlich auf einer Schotterstrasse über eine Kuppe zur Azienda gelangen.

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Rechterhand stehen die Apfelbäume in voller Blüte und unser Blick schweift weit hinab ins Tal. Sabina erwartet uns bereits im Hof und führt uns in ihr winziges laboratorio, jener kleinen Marmeladenküche, wo alles seinen Anfang nimmt.

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Sabina

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Ihre Marmeladen sind pur. Sie bestehen lediglich aus 70-80% Frucht, Zucker und etwas Zitronensaft. 3,5 – 4,5 Stunden wird die Konfitüre im Kessel bei nicht zu hoher Temperatur eingekocht. Bei der reinen Apfelkonfitüre geht es etwas zügiger, da Äpfel einen höheren Pektingehalt aufweisen und sie somit etwas schneller fest wird. Anschließend wird sie in Gläser gefüllt und nochmals im Kessel sterilisiert.

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Natürlich wird sowohl die Ware als auch das laboratorio selbst von einem eigens beauftragten Biologen regelmäßig auf Hygiene- und Qualitätsnormen überprüft. Aber kein Konservierungsstoff oder künstliches Aroma übertüncht den feinen und natürlichen Geschmack der Konfitüren, deren Konsistenz nicht zu fest und deren Geschmack nicht zu süß ist. Die Produkte sind eine Wohltat für all jene, die den Eigengeschmack einer Frucht zu schätzen wissen und keine Lust auf die pappsüße Industriepampe aus dem Supermarkt haben. Mein persönlicher Favorit ist die Pflaumenkonfitüre mit Vino Cotto, die intensiv fruchtig schmeckt, und deren Geschmack noch lange am Gaumen nachklingt. Leicht und süßsäuerlich die reine Rosenapfel-Konfitüre (auch dieses Produkt selbst wurde mit einem Presidio von Slow Food ausgezeichnet!), herrlich aromatisch die Kombination von Mela Rosa mit wilder Brombeere, den more selvatiche.

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“Sammelt ihr die selber?” frage ich. “Ja” sagt Sabina. “Wir benutzen nur Wildfrüchte die wir selber finden und sammeln. Das bedeutet andererseits natürlich auch, dass wir keine riesengroßen Stückzahlen produzieren können.” Ein Grund mehr für Giuseppe und mich, diese einzigartige, nur begrenzt verfügbare Konfitüre in unser Sortiment aufzunehmen, die bislang noch nicht im Ausland vertrieben wird. Der Naturkreislauf stellt eben nicht alles immer und in unbegrenzter Menge zur Verfügung. Nur etwa 600 Apfelbäume besitzen Sabina und Massimo, die nebenher noch einer normalen Arbeitstätigkeit nachgehen müssen, und alles zu zweit im Nebenerwerb stemmen. Nach deren Pflanzung vor 18 Jahren mussten sie geschlagene 12 Jahre warten, bis die Bäume Früchte trugen und sie eine erste Ernte einfahren konnten. “Das war hart” sagt Sabina. “Fast hätten wir den Mut und die Geduld verloren”.

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Angefangen haben sie mit 50 Gläsern, die Nachfrage steigt jedoch von Jahr zur Jahr. Diese Saison wird der Vorrat wohl nicht einmal bis zur neuen Ernte reichen.

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Geerntet wird Ende September / Anfang Oktober. Bislang haben sie die Äpfel von Hand geschält, unlängst legten sie sich dann eine Schälmaschine zu. “Die Feinarbeit muss man aber leider immer noch von Hand machen” lacht Sabina. “Da die Äpfel alle verschieden groß sind, kann man die Maschine nicht auf ein Standardmaß einstellen!” Der Name “Mela Rosa” leitet sich übrigens vom herrlichen Rosenduft ab, den die Äpfel verströmen, wenn sie zur Vollreife gelangt sind. Der weiß-wuschelige Firmenhund Briciola (Krümel) beginnt zu kläffen und erinnert uns daran, dass wir noch ein gutes Stück Heimweg vor uns haben.

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Wir packen also unsere Schätze ein und machen uns auf, glücklich ein weiteres einzigartiges Produkt für den Giuseppe&Fratelli-Shop und Liebhaber des verlorenen Geschmacks gefunden zu haben. Unsere Route führt uns hinab an jenen See, der zuvor von oben so geheimnisvoll funkelte. Auf dem Wehr halten wir an und genießen -ausgefüllt und hochzufrieden- das Naturschauspiel, bevor wir einem quietschgelben Schulbus folgend unseren Weg durch die sonnige Hügellandschaft fortsetzen. So schön kann arbeiten sein!

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