Weinernte – Die Geburt edler Tropfen

Wir werden vom renommierten Weingut Tenuta Cocci Grifoni in der Zeit der Weinernte zu einer Führung durch die Kellerei und in die Weinberge eingeladen. Am Vortag hat es starke Regenfälle gegeben, weshalb die Arbeiter am Morgen mit der Lese aussetzen müssen. Die Traktoren finden auf dem schlammig aufgeweichten Untergrund in den steilen Lagen keinen Halt, sie würden ins Rutschen oder Kippen kommen. Die aparte Paola Cocci Grifoni führt uns in ihre Kellerei mit den beeindruckenden Stahltanks, in denen sich Most oder Maische der ersten, bereits geernteten Trauben im Gärungsprozess befinden.

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Die Aufgaben in der Familie Cocci Grifoni sind klar verteilt. Paola ist als studierte Önologin für die Ausrichtung und Vinifizierung der edlen Tropfen zuständig, ihre Schwester Marilena für den Vertrieb sowie die Internationalisierung und ihre Mutter Sig.ra Diana kümmert sich um das Land, auf dem die Trauben der hervorragenden und vielfach ausgezeichneten Weine der Tenuta gedeihen.

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Mit Kraft und zauberhaftem Lächeln berichtet Paola von den einzelnen Herstellungsprozessen. Die Leidenschaft für ihren Beruf und ihr Produkt ist in jedem Moment spürbar, als sie mit uns über das Stahltreppengerüst nach oben steigt, um den Gärungsprozess in jedem einzelnen Tank zu überprüfen. Stark vereinfacht ausgedrückt werden Most (beim Weißwein) oder Maische (bei Rotwein) getrennt nach Lage und Sorte in Stahltanks eingelagert und mit Hefe versetzt, wodurch der enthaltene Zucker im Laufe der Zeit zu Alkohol vergoren wird. Die Familie Cocci Grifoni arbeitet dabei sowohl mit  traubeneigenen, als auch mit spezifisch ausgewählten Hefen.

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Bei diesem Prozess entsteht nicht nur Wärme, die einer Temperaturregelung unterzogen wird, sondern es wird auch Kohlendioxid freigesetzt, das im Tank nach oben entweicht und für die Kellereimitarbeiter nicht ungefährlich ist. Die Fenster sind weit offen und Paola demonstriert uns auf eindrucksvolle Weise und, mittels einer verlöschenden Feuerzeugflamme, die unter Umständen fatale Wirkung des  Gärgases und warum sich niemand zu tief zu den Tanköffnungen hinunterbeugen darf. Das geruchlose Gas führt zu Sauerstoffmangel und anschließendem Bewusstseinsverlust, im schlimmsten Falle mit tödlichem Ausgang. Uns schaudert ein wenig, und die routinierte Paola muss dann trotz der nicht eben leichten Thematik über unsere erschrockenen Gesichter lachen :-)…

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Jeden Tag um die gleiche Zeit misst sie mit dem „Babo“ wie sie es nennt (der Klosterneuburger Mostwaage – in Deutschland werden Oechslegrad verwendet), den Zucker-, bzw. Alkoholgehalt des Mostes. Alle Werte werden penibel notiert und anschließend in einem Register festgehalten.

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„Dieser hier“ sagt sie stolz, „ist gerade vom Most zum Wein geworden“. Wir dürfen den Rohwein (einen Pecorino) probieren und sind begeistert, wie viel Charakter und Kraft bereits in ihm liegt. Ich muss gestehen, ich hätte mich freudig noch ein wenig weiter durch die einzelnen Weine „düdeln“ können, aber deswegen sind wir ja nicht hier, vom Rest des Tages soll ja auch noch erzählt werden…

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Für uns geht es nun mit Marilena Cocci Grifoni und ihrem Agronomen Sig. Moreno in die Weinberge. „Um einen Wein zu schätzen und ihn zu verstehen“ sagt Marilena als wir im 4×4 durch die traumhafte Landschaft zu den Rebstöcken des Pecorino und Montepulciano fahren, „muss man die ganze Herstellungskette begreifen. Wein besteht aus Schweiß, Erde, Wissen, Leidenschaft, Glück und Tränen!“

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„Dort unten“ sagt sie und geht voran, „befinden sich die Mutterrebstöcke unseres Pecorinos“. Ihr Vater Guido Cocci Grifoni hatte diese autochthone, charaktervolle und alte Rebsorte in den achtziger Jahren als erster wiederentdeckt und vor dem Aussterben gerettet. Es waren also nicht die Abruzzen, denen wir diesen kraftvollen Wein verdanken, von dem wir selbst Riesenfans sind! Die Traube mag es frisch, ist nach Nordosten ausgerichtet und reift bestens bei ausgeprägten Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht.

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Moreno erzählt uns von den einzigartigen klimatischen Bedingungen in Offida und in den Marken. Hier, in den dem Meer zustrebenden Hügelketten sind die endlosen Weinstockreihen den warmen Aufwinden des Meeres und den kühleren Brisen aus den Sibillinischen Bergen ausgesetzt. Faltige Erosionserscheinungen aus lehmhaltigem Boden, die sogenannten Calanchi, speichern außerdem die Wärme und geben sie langsam wieder an die Umgebung ab.

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Sorgsam, mit Detailversessenheit und nach vielen jahrelangen Studien wurden von Guido Cocci Grifoni die Rebstockreihen gesetzt. Teilweise folgen sie in sanftem Schwung sogar dem Sonnenverlauf, um die beste, sortenspezifischste Reifung erzielen zu können. Das Ergebnis sind prachtvolle Trauben wie der Montepulciano und die heimische Passarina, und das trotz des sehr schwierigen, regenreichen Jahres…

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„Man muss übrigens nicht immer alles den Maschinen überlassen“ sagt Moreno und pflückt eine Traube. „Es gibt eine uralte, natürliche Methode, die dir sagt ob der Montepulciano reif ist. Wenn der Traubenkern nicht mehr grün ist sondern braun, sich die glitschige Kernhülle sofort von ihm löst und du beim Zerbeißen eine nussige Note spürst.“

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So entstehen die herrlichen, ausgeprägten Weine der Marken, die immer mehr Liebhaber finden und sich langsam aber sicher ihre Rolle auch auf dem internationalen Markt sichern. Und als wir durch die Weinberge zurückfahren und unterwegs Vincenzo, den ältesten Mitarbeiter der Tenuta Cocci Grifoni treffen, wissen wir wieder einmal, warum gute Weine ihren Preis haben und man nicht alles der Masse und der Seelenlosigkeit überlassen darf.

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Wir danken der Familie Cocci Grifoni und allen Mitarbeitern und Beteiligten für diesen wunderbaren Tag!

Das überzeugende Resultat aus Schweiß, Erde, Wissen, Leidenschaft, Glück und Tränen finden Sie übrigens auch bei uns im Shop oder hier: http://www.tenutacoccigrifoni.it