Wer is(s)t hier Feige? FeigenRicottaTarte & Co. KG

4 Feigenbäume. Grüne und Violette. Das heißt 2 zeitlich versetzte Erntezyklen. Wenn man Pech hat, tragen die Bäume 2x. Also 2×2 Erntezyklen. Mal 4 Feigenbäume versteht sich.

d-feigenmutter

Fruchtbar sind die zudem ohne Ende. Leider sind momentan keine Freunde zu Besuch, die sich in romantisierender Verzückung den schillerndsten Träumen vom Landleben hingeben: Hach! Eigene Früchte vom Baum! Selber ernten, schälen, pressen, einmachen, einkochen, backen – wie herrlich!!! (Diesen euphorisierten Verzückungszustand kennen wir schon von unseren Olivenernten. Wir hatten niemals – wirklich niemals – Probleme Freunde das erste Mal als Erntehelfer zu gewinnen. Ein zweites Mal gab es nie :-)). Aber ich schweife ab. Zurück zu den Feigen. Die Grünen sind zuerst reif und die ca. 20 kg wollen verarbeitet werden. Weswegen sich unser heutiger Post vollständiger Feigheit schuldig macht und mit folgenden feigen Vorschlägen aufwartet:

1) Feigen-Ricotta-Tarte

5-fertige tarte

2) Feigen-Lemon-Marmelade mit frischer Minze

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3)  Feigensnack – Dry-Aged! Schmeckt wunderbar. Von marginalem Interesse: Er ist sehr gesund.

getrocknete feigen

Also runter mit der Gottesfrucht vom Baum! Nur die vollreifen Feigen sanft abpflücken, man erkennt sie daran, dass sie an manchen Stellen ganz leicht gelblich werden (in diesem Zustand gehen sie leicht ab):

3-ausbeute

Vorab die Früchte waschen und für die Tarte und die Marmelade den Strunk entfernen. Anschließend hälfteln.

b-haelfteln

1) Feigen-Ricotta-Tarte (ca. 28cm):

Für einen schönen Mürbeteig 200g Mehl, 100g kühlschrank-kalte, in Würfel geschnittene Butter, 50g Zucker und 1 Ei nehmen. Dazu eine Prise Salz und den Abrieb einer halben Zitrone. Das Mehl, den Zitronenabrieb und die Prise Salz vermengen. Dann die Butterwürfel, den Zucker und das Ei einkneten bis der Teig schön weich wird:

4-teig

Teig zu einer Kugel formen und zwischen 2 Lagen Frischhaltefolie rund ausrollen. Das ist ein wunderbarer Kniff, weil nichts am Nudelholz kleben bleibt und die Oberfläche schön gleichmäßig wird. Die oberste Lage abziehen, Teig umdrehen und in die mit Olivenöl vorgefettete Tarteform stürzen. Wenn nötig, Rand hochziehen. Teig in der Form für ca. 1 Stunde in den Kühlschrank stellen.

1-boden

Zwischenzeitlich etwa 8-10 große Feigen in dünne Spalten, für die Tarte-Mitte in ein paar runde Scheiben schneiden. Backofen auf 180° Umluft vorheizen. Teigboden aus dem Kühlschrank nehmen und in der Ofenmitte ca. 10min vorbacken.

Für die Füllung benötigt man: 500g Ricotta, 150g Zucker, 2 größere Eier, Abrieb einer Zitrone und deren Saft, das Mark einer Vanilleschote (alternativ Vanillezucker). Die Zitrone heiss waschen und die Schale fein abreiben. Den Zucker und die Eier mit dem Mixer schaumig schlagen, Ricotta nach und nach unterrühren. Vanillemark, Zitronenabrieb und Zitronensaft dazugeben und vermengen.

Den Boden aus dem Ofen nehmen und die Ricotta-Masse hineingießen. Anschließend mit den Feigenspalten und -scheiben belegen.

3-belag

Ofen auf 160° Umluft zurückschalten. Die Tarte in die Ofenmitte schieben und etwa 40-45min backen. Gegebenenfalls die letzten 5min noch auf Ober-Unterhitze wechseln, damit sie eine schöne Farbe bekommt. Zahnstochertest durchführen: Wenn am hineingestochenen Zahnstocher kein Teig mehr kleben bleibt, ist die Tarte fertig und sieht (nicht für sehr lange) so aus:

6-essen

2) Feigen-Lemon-Marmelade mit frischer Minze:

Da unsere Feigenbäume keine 2-Personen-Versorger-Bäume sind, müssen wir nun mit folgenden Mengen fertigwerden:

6kg Feigen, 1 Bund Minze (am besten die Rundblättrige, die ist herrlich intensiv), den Saft und Abrieb von 2-3 Zitronen, 1kg braunen Zucker, 500g weißen Zucker – da unsere Feigen sehr süß und reif sind, reicht diese Zuckermenge aus. Das gleiche gilt für unser rein pflanzliches Geliermittel, das wir immer in der Schweiz kaufen. Auch hiervon benötigen wir lediglich 2 Päckchen a 30g, anstatt 5. (Alternativ kann man auch Agar Agar oder Gelierfix nehmen).

patissier pflanzlich

Die Minze mit den Feigen im Mixer pürieren (jaa, unser Mixer heißt wirklich so!).

5-mixer

Die Feigenmasse, den Zitronensaft und Zitronenabrieb in einen enorm großen Topf geben und gut mit dem Geliermittel vermischen. Unter Rühren aufkochen und etwa 5min wallend köchelnd lassen. Anschließend den Zucker hinzugeben und Marmelade für etwa 10 weitere Minuten unter gelegentlichem Umrühren köcheln lassen. Sie soll nur ein wenig und leise vor sich hinblubbern (das möchte man hin und wieder auch manchen Mitmenschen raten :-)).

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Das war’s dann auch schon! Die heiße Marmelade abschöpfen und in zuvor ausgekochte, also sterilisierte Einmachgläser füllen.

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Die hier können es kaum erwarten, abgefüllt zu werden…

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Darauf achten, dass das Gewinde sauber bleibt (Keimbildung), dann die Gläser etwa 10min auf den Kopf stellen. Mmmh, diese Marmelade schmeckt herrlich, wunderbar frisch nach Zitrone und Minze.

Eine tolle Alternative zu Zitrone und Minze ist gerade in dieser Zeit übrigens Lavendel. Dazu einfach ca. 2 frische Lavendelblüten kleinschneiden und mit den Feigen im Mixer mixen und aufkochen. Achtung Lavendel ist aufgrund seiner ätherischen Öle recht geschmacksintensiv. Deshalb nicht zu viel davon nehmen. (Weiß die dicke Hummelbiene in unserem Garten mit ihrem behaarten Rücken natürlich längst).

lavendel 2

3) Feigensnack – Dry-Aged:

Die einfachste Variante bei stabilem Wetter und Affenhitze, und ein Versuch unsererseits, weitere arbeitsintensive Verwertungsmöglichkeiten dieser im Überfluss vorhandenen Frucht zu umgehen, ist deren Luftrocknung:

trocknen 2

Auf ein mit Backpapier ausgekleidetes Blech packen und die Feigen in die pralle Sonne stellen, damit die unter Hitze austretende Flüssigkeit abtropfen kann. Gegebenenfalls mit einem Netz oder Vlies abdecken, um die Früchte vor gefräßigen Insekten zu schützen. Bei uns sind nahezu alle Insekten vampirischer Natur (blutsaugende, elende Moskitos) oder Fleischfresser (Wespen, die auch lieber ganz etepetete von unserem Teller mit Grillgut speisen, anstatt sich an der göttlichen Frucht zu laben), deshalb konnten wir unsere Früchte völlig ungeschützt und exponiert sich selbst überlassen. Das Ganze  5 volle Tage bei etwa 30° :-)! Wir haben sie übrigens auch nachts draußen gelassen. (Eine Alternative scheint auch das Trocknen im Backofen zu sein. Allerdings konnten all unsere Recherchen in einem Sack voll Foren und Expertenportalen nicht verbindlich zutage fördern, bei welcher Temperatur und für wie lange die Feigen im Ofen trocknen müssen…)

Wir wünschen nun einen guten Appetit und verabschieden und mit einem letzten Vorher-Nachher-Bild aus der wunderbaren Welt der Feigen!

vorher-nachher