Londons Märkte – Brixton

Ich habe noch niemals, niemals so viel Essen gesehen wie in London! Und was dessen Präsentation und das Verpackungsdesign angeht, so können wir uns diesbezüglich im etwas phantasiebemängelten Deutschland noch ein Scheibchen davon abschneiden… Die Lebensmittel kommen aus der ganzen Welt, es gibt nichts, was es nicht gibt. Manches Mal steht uns beiden weltoffenen, aber offensichtlich nicht ausreichend weltgewandten Provinzschwaben jedoch ein dickes Fragezeichen auf die Stirn geschrieben, wenn man eine Frucht?/ein Gemüse?/einJawasistdasdenneigentlich? in der Hand hin und her dreht, verschämt daran schnüffelt (Jackfrucht isses jedenfalls nicht) und ratlos nach dem Auszeichnungsschild sucht. Giuseppe weiß von uns beiden wie immer mehr („sind Bittergurken, warum?“) und der Streber in mir schreit sofort nach einer Bildungsaufholjagd wenn wir wieder zu Hause sind… Im Geiste stapeln sich dann neben mir in der Küche Lebensmittellexika, Nachschlagewerke und Kochbücher, und ich trete in eine ungeheure Schaffens- und Experimentierphase ein. Hehres Ziel, verpufft aber natürlich jedes Mal zuverlässig noch vor der Abreise.

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Wir fahren in den Süden Londons auf den Straßenmarkt Brixton Market und ins Brixton Village, wenige Schritte von der U-Bahnstation entfernt. Wer gerne in einen vibrierenden Schmelztiegel verschiedenartiger Kulturen eintaucht und es nicht zu geleckt mag, wird hier seine helle Freude haben.

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Brixtons Straßenmarkt ist ruppiger, roher und billiger als viele hochpreisigen Märkte für die meist oberen Mittelschichts-Biojünger, und ist genau deswegen so faszinierend (auch wenn man sich so seine Gedanken in puncto Herkunft mancher Lebensmittel macht)… Er verliert sich mit seinem großen Anteil an afrikanisch-karibischen Lebensmitteln in einem Farbrausch. Nackte Hühner hängen etwas gewöhnungsbedürftig an den Füßen in den Ladengeschäften, man hört dumpf aufschlagende Hackebeile die große Fleischstücke zerteilen, Kisten mit gefrorenen Fischen stehen auf dem Bürgersteig, exotisches Gemüse und Obst werden im Übermaß angeboten.

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Auch dortige Cash & Carry Ladengeschäfte (beispielsweise das „Nour Cash & Carry“) oder Supermärkte lohnen einen Besuch. Durch einen kleinen Rolltoreingang gelangt man bei Nour beispielsweise in das sich üppig ausdehnende Ladeninnere mit einem Gewirr von Gängen, wo eine schier unendliche Auswahl an orientalischen und exotischen Lebensmitteln angeboten wird.

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Gleich ums Eck befindet sich Brixton Village, ein buntes, überdachtes und kreatives Durcheinander von Fisch-/Obst- und Gemüseständen, Pop-Up-Restaurants, Cafés, Bars und kleinen Ladengeschäften. Es ist zauberhaft hier.

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Wir treffen den sympathischen Jack. Er bietet ein sagenhaft schmeckendes, natürliches Sauerteigbrot an. Das biologische Mehl wird in einer Steinmühle gemahlen, der Teig komplett von Hand geknetet. Der Sauerteig ruht dann für 24h im Kühlschrank und wird anschließend weiterverarbeitet. Das Brot ist schwer, satt und elastisch und Jack erzählt uns, dass er außer seiner Arbeit hier in Brixton Village noch seine eigene Bäckerei – die „Pocket Bakery“ – betreibt. Der Jungunternehmer übt seinen Beruf mit Leidenschaft aus, auch wenn die Arbeitsschichten schon mal von 13.00 bis morgens um 3.00 Uhr gehen können. Für ihn ist das Brotbacken nicht nur bloßes Handwerk, sondern eine Kunstform. Wir sind beeindruckt. Und brauchen dringend einen Kaffee.

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Einen cremigen Cappuccino gibt’s dann anschließend bei Federation Coffee. Die eigentliche Sensation aber ist der cremig-zähe Schokoladenbrownie (Bombe! Wir haben selten einen besseren gegessen). Giuseppe teilt ihn selbstlos mit mir, da ich mich für das kalorienreduziertere, aber nur nahezu so delikate Rührteig-Maracujatörtchen entschieden habe, aber dann natürlich wie immer etwas von dem abhaben will, was besser schmeckt und sich überlicherweise auf Giuseppes Teller befindet…(sein Gesichtsausdruck hängt unmittelbar mit dieser schlechten Angewohnheit von mir zusammen :-))

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Am Abend zuvor waren wir bereits mit Freunden im Brixton Village und haben im thailändischen Restaurant KaoSarn scharfes und aromatisches Thai-Curry bestellt. Das kleine, einfache und preiswerte Budenrestaurant ist mittlerweile eine Institution und weit über die Grenzen Brixtons hinaus bekannt. Ohne Reservierung ist es abends nahezu aussichtslos, einen Platz zu ergattern. Wir hatten zwar reserviert, mussten aber dennoch draußen etwas unter den Heizstrahlern kauern und auf unseren Tisch warten (unten links im Bild). Das war es allerdings absolut wert, das Essen war köstlich! Empfohlen wurden uns auch die Dumplings von Mama Lan und Rosie’s Deli im main market. Aber selbst bei ordentlichen Mengenbezwingern wie uns: es geht alles auch nur bis zum Zäpfchenanschlag! Somit müssen wir das Ausprobieren dieser Kulinariktempel auf das nächste Mal verschieben. Außerordentlich empfehlen können wir noch die leicht verschranzte Bar „Seven at Brixton“. Der Ginger-Beer-Mojito war sagenhaft (An dieser Stelle danken wir Camilla und Thomas nochmals für die vielen tollen Tips!). Wir kommen auf jeden Fall wieder.

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